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grubmard
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18.07.2014
golocal
„Saisonale Öffnungszeit (nur von April bis September und nur am Sonnabend) beachten !!
Es gibt wohl nur 2 Museen in Deutschland, die sich ausschli…eßlich mit dem Thema „Schwein“ beschäftigen. Eines ist in Stuttgart, das andere ist das Deutsche Schweinemuseum in Ruhlsdorf, einem Ortsteil von Teltow südwestlich von Berlin in einem Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Forschungsanstalt für Tierzucht und Schweinehaltung. Ganz leicht ist es nicht zu finden, da sich das Gebäude im hinteren Teil Areals befindet. Einen eigenen Parkplatz gibt es nicht, man muß mit der Dorfstraße zufrieden sein.
Seit 1918 gab es in Ruhlsdorf eine Versuchsanstalt für Schweinezucht und Schweinehaltung. Nach der Wiedervereinigung wurde die Einrichtung eines Museums angeregt und die private „Interessengemeinschaft Schweinemuseum“ gegründet. 1993 erfolgte die offizielle Eröffnung des Deutschen Schweinemuseums, das seit 1997 vom „Förderverein Deutsches Schweinemuseum Ruhlsdorf e. V.“ mit ehrenamtlichen Helfern betrieben wird. In 7 Räumen mit 500 m² werden über 2500 Exponate zum Thema Schweinezucht, -haltung und –verarbeitung gezeigt. Meist stammen die Exponate aus den Beständen der Forschungsanstalt, die jetzt in Groß Kreutz (Brandenburg) ansässig ist..
Die wenigen Besucher werden im Eingangsbereich vom Kassen-, Aufsichts- und Führungspersonal (alles gebündelt in einer Person), in meinem Fall ein netter Pensionär, dankbar förmlich aufgesogen. „Bezahlen können Sie nachher wenns Ihnen gefallen hat, wenns Ihnen nicht gefallen hat, erzählen Sie‘s nicht weiter“, so seine Bemerkung zu Beginn. Während der Führung merkt man sofort – da ist ein Fachmann am Start. Manchmal vielleicht für den Laien etwas zu detailliert, werden Exponate und die Themen der Räume erläutert. Jede Frage ist willkommen und wird nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet.
In den Räumen sind folgende Themen dargestellt:
- Domestizierung und Schweinerassen
- Haltung und Ernährung
- Zucht und Gesundheit
- Leistungsprüfung und Züchterorganisierung
- Schweineverwertung und das Schwein als Lebensmittel
- Das Schwein in der Kulturgeschichte
Man erfährt, wie viele, z.T. nur regional vorkommende Schweinerassen es in Deutschland gab, von denen etliche im Zeitalter der Hochleistungseinheitsrassen wieder ausgestorben sind oder auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Haustierrassen stehen. Das unsere heutigen Hausschweinrassen auf einen „Landwirt auf dem Thron“ zurückgehen, wissen wohl nur wenige. Der württembergische König Wilhelm I. importierte 1821 Chinesische Maskenschweine und kreuzte sie mit heimischen Rassen. Tabellen vermitteln einen Eindruck davon, wie im Laufe der Jahrzehnte auf Grund veränderter Verbrauchergewohnheiten Schweine mit immer weniger Fett und immer mehr Fleisch gezüchtet werden.
Ein eigener Raum ist der Schweinzucht gewidmet. Schweine-Sex ist wenig romantisch: In Zeiten moderner Reproduktionstechnik wird der Zyklus der Sauen synchronisiert und die Eber sehen die Schweinedamen nur noch zur Animation des Triebs. Der Rest ist Laborarbeit … Sehr gespannt wäre ich auf die Reaktion entsetzter Eltern gewesen, wenn ihre Sprößlinge beim Anblick der „Phantomsau mit künstlicher Vagina“ (Originalbeschriftung) gefragt hätten: „Mama, Papa was ist denn das?“. Da aber bloß 4 Erwachsene (inclusive Museumserklärer) im Raum waren, kam diese Frage nicht auf, denn wir wußten …
Zum Abschluß des Rundgangs gibt es noch allerlei vom Schwein von Kunst bis Kitsch aber auch Gebrauchsartikel wie z.B. Briefmarken mit Schweinerassenmotiven.
Wer nach Ruhlsdorf fährt, sollte kein modernes stylisches HighTech-Museum mit Multimedia erwarten. Zwar ist der Museumsrundgang streng thematisiert, aber wirkt doch alles ein wenig angestaubt, manches sogar ein wenig improvisiert. Leider hat man die Schautafeln auf dem Stand vom Ende der 1990er Jahren belassen, so das eine gewisse Aktualität fehlt. Exponate und Themen sind jedoch ausführlich beschrieben. Sehenswert ist das Ruhlsdorfer Schweinemuseum auf jeden Fall. Daher trotz kleiner Mängel 4 Sterne.”
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