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grubmard
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03.08.2014
golocal
„Der Ortsteil Vierraden liegt wenige Kilometer nördlich von Schwedt (ca. 80 km nordöstlich von Berlin) in Richtung Gartz
„Zwei Pflanzen von großer… Bedeutung sind von Amerika zu uns herübergekommen,
die eine zum Segen, die andere zum Verderben.
Die Segenspflanze ist die Kartoffel,
die Pflanze des Verderbens das Kräutlein Tabak.“
(Alexander v. Humboldt)
Was treibt einen erklärten Nichtraucher ins Tabakmuseum? Die Neugier, wie aus einer schönen grünen Pflanze so ein todbringendes Kraut werden kann!! Dabei verherrlicht das Tabakmuseum Vierraden, einem uckermärkischen Städtchen, das heute zu Schwedt gehört, nicht den Tabakkonsum. Vielmehr wird die Geschichte und Gegenwart des Tabakanbau, Tabakhandels und Tabakverarbeitung in der Region, aber auch die Schädlichkeit des Rauchens dokumentiert. Untergebracht ist das Museum in einer Tabaktrockenscheune aus dem 19. Jahrhundert, die von 1998 bis 2000 zum Museum umgebaut wurde.
Die Ausstellung umfasst 500 m² auf 3 Etagen sowie ein Freigelände von 1400 m² mit Maschinenausstellung und Schaubeeten, auf denen verschiedene Tabaksorten abgebaut werden. Für Besucher steht ein kleiner Parkplatz zu Verfügung. Ansonsten bestehen Parkmöglichkeiten auf der Straße. Der Museumeintritt ist mit 2 EURuro für Erwachsene und 1 EURuro für Kinder gering. Gebuchte Führungen kosten 2,50 EURuro/Person (Preise Stand lt. Website 05.2024). Im Eingangsbereich gibt es neben der Kasse noch einen kleinen Museumsshop. Eine nebenstehende Scheune steht für kleinere Veranstaltung als Museumscafé zur Verfügung.
Die Geschichte des Tabakanbaus in der östlichen Uckermark reicht bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts zurück. Aus Frankreich vertriebene Hugenotten nutzten die günstigen klimatischen Bedingungen, um hier nach der Pfalz und Baden das dritte große deutsche Tabakanbaugebiet zu gründen. Zu DDR-Zeiten deckte der Tabak aus der Uckermark zu einem kleinen Teil den inländischen Bedarf.
„Vierraden. Uckermärkisch Blatt.
Sie war, zu schließen nach meiner Weh,
Höchstens aus der Kastanienallee,
Sie war nicht gesauct, sie war gejaucht,
Und ich habe seitdem nicht wieder geraucht.“
(Theodor Fontane)
In der Ausstellung informieren Schautafeln, Modelle, Exponate und ein Multimediabereich über die Pflanze Tabak, ihren Weg von der Neuen in die Alte Welt, die Arbeit der Tabakpflanzer und die Verarbeitung zu Schnupftabak, Kautabak, Pfeifentabak, Zigaretten und Zigarren sowie die gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsum ebenso wie über Zigaretten- bzw. Tabakschmuggel. Man erfährt, dass der Tabak zunächst in Pfeifen geraucht wurde, bevor ab 1780 französische Soldaten die Zigarre nach Mitteleuropa brachten. Ab etwa 1860 tauchten erste Zigaretten auf, handgemacht und daher luxuriös nur von Gutbetuchten geraucht. Erst mit der maschinellen Herstellung von Zigaretten ab 1900 fand der Glimmstengel seinen Weg in alle Schichten der Bevölkerung, geraucht vom Kaiser wie vom Arbeiter.
Wie auch bei anderen exotistische Genussmitteln, hatten es Tabakkonsumenten schon immer nicht ganz leicht. Beschränkt man sich heute auf Rauchverbote und Geldstrafen, ging man im 17. Jahrhundert wesentlich rabiater vor: Spanien belegte das Rauchen mit Körperstrafen sowie mit Verbannung, in Russland drohte Auspeitschung und Verbannung sowie ab 1634 ein totales Rauchverbot. Im Osmanischen Reich wurden Raucher geköpft und gepfählt, in Persien wurde ihnen flüssiges Blei in den Hals gegossen. Heute versucht man es über Appelle an die Vernunft und mit Aufklärung. So ist in der Vierradener Ausstellung zu lesen, was sich neben den Dingen, die auf der Schachtel stehen, noch an Substanzen im Zigarettenrauch finden:
Ammoniak (in Putzmitteln), Anilin (in Farbstoffen), Arsen und Blausäure (in Rattengift), Blei, Cadmium, Nickel (in Batterien), Formaldehyd (in Desinfektionsmitteln), Hydrazin (in Raketentreibstoff), Naphthalin (in Mottengift), Nitrobenzol und Nitropyren (Dieselabgase) und so weiter …. Wohl bekomms.
Weiter erfährt man, das um 1800 in Postkutschen Rauchverbot herrschte, das 1844 die Wagen der Königlich Bayerischen Eisenbahn Aschenbecher erhielten und nur die Nichtraucherwagons gekennzeichnet waren, das 1912 erstmals ein Aschenbecher in ein Auto eingebaut wurde und das 1928 Mercedes-Benz erstmal serienmäßig seine PKW mit Zigarettenanzünder und Aschenbecher ausstattete.
Wer sich seine Tabakbeize selbst herstellen will, findet im Museum auch dafür Rezepte: für 100 kg Kanaster braucht man für die Beize 4 kg Rosenblätter, 1 kg Zitronenschale, 1 kg Veilchenwurzel, 200 g schwarzen Tee, 300 g Nelkenholz und 280 g Kardamom – ich wünsche gutes Gelingen.
Im Dachgeschoß wird auch heute noch Tabak getrocknet. Museumbesucher können ihn anfassen und riechen. Und ich muss sagen, solange er nicht brennt bzw. glimmt, riecht trocknender Tabak gar nicht mal so schlecht.
Alles in allem ist das Tabakmuseum Vierraden sehr sehenswert, für Raucher wie für Nichtraucher. Man sollte sich etwa 1 bis 2 Stunden Zeit nehmen. Leider ist man bei den Informationen in der D-Mark-Zeit stehen geblieben. Eine Aktualisierung würde ich wünschenswert finden.
„Gewiss ist der Tabak ein Laster,
… aber nennen Sie mir doch eines,
daß dem Staat soviel Geld einbringt“
(Charles Maurice de Tallyrand)”
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Ein golocal Nutzer
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12.09.2011
golocal
„Als Raucher muss man natürlich auch ein Tabakmuseum besuchen.
Vor Ort befand sich gerade eine Reisegruppe und wir haben einige Male vergeblich versuc…ht, unser Eintrittsgeld loszuwerden. Ohne Erfolg, vermutlich ordnete man uns der Reisegruppe zu. Auch gut, so haben wir gratis noch eine Führung dazu bekommen.
Am besten haben mir die Pflanzen zur Raucherentwöhnung gefallen, wovon ich viele im eigenen Garten habe. Also wenn es mich mal packen sollte, könnte ich ja auf Kalmuswurzeln herumkauen. Aber ob das die heißgeliebte Zigarette ersetzt?
Das Museum befindet sich in einer dreigeschossigen Tabaktrockenscheune, worin die Geschichte des Tabaks anschaulich dargestellt wird. Eine Frau aus der Reisegruppe fand es ungewöhnlich, das in unseren Breiten überhaupt Tabak wächst. Ich weiß aber von meinen Kunden, das sie noch heute Tabak anbauen, ernten, trocknen und verkaufen. Ob sich das lohnt, weiß ich allerdings nicht.
Rund um Vierraden habe ich viele Tabakfelder gesehen, wovon eins gerade abgeerntet wurde.
Im Umland von Schwedt gibt es noch viele Hinweise, so z. Bsp. Trockenscheunen, die auf einen einst umfangreichen Tabakanbau hinweisen. ”
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