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Der Don Vito
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07.05.2017
golocal
„Ausgangslage:
Verzweifelter Hundebesitzer mit einem scheinbar leinenaggressiven Hund (7 Jahre), dauerhaft unter Stress und bei Annährung von fremde…n Menschen und Hunden nach vorne preschend und in der Leine stehend
Ich wünsche dem geneigten Leser viel Spass bei folgender "Lektüre".
Ich und mein vierbeiniger Partner (Malinois, belgischer Schäferhund), Teammitglied und Familienmitglied haben uns kennengelernt, als ein "Züchter" uns diesen Hund empfohlen hat. Ein Kauf "aus Liebe", wie man so schön sagt. Es wurde sich mittels Internet und Gesprächen mit anderen Hundehaltern informiert und es stand damals fest: Dieser Hund/diese Rasse muss es werden. Agil, intelligent, schnell in der Auffassungsgabe und natürlich (!) prädestiniert für den Schutzdienst, da (gerade) ein Schäferhund so etwas braucht und es dem Hund sicher total viel Spass macht von fremden Menschen "geschlagen" zu werden, nur um zu lernen, dass besagte fremde Menschen im Grunde blöd sind und bevor ich die Rute einklemme, lieber auf das unbekannte Wesen Mensch losgehe und Herrchen dahinter gar nicht versteht, warum ich das tue.
Ich war der Meinung, dass ich meinen Hund kenne und ihn verstehe....das war ein Irrtum. Der Hund hat mir soviel gesagt, mit mir kommuniziert und ich langsamer Volldepp habe ihn nie verstanden. Der Frust bei Don Vito wuchs und wuchs, ich war bei Spaziergängen immer genervter und es bildete sich eine Spirale, wo ich am liebsten den Hund an den nächsten Baum gebunden hätte.
Nach etlichen Eigenversuchen (anlesen diverser Bücher, Youtube etc.) und Hundeplatzwechseln, war ich nur noch frustriert und habe sogar daran gedacht den Hund abzugeben, da ein schlimmer (und zum Glück einziger Beißvorfall gegenüber einer fremden Person) mir den Boden unter den Füßen weggerissen hat. Doch dann geschah etwas, was ich nicht für möglich gehalten habe: Ich stieß im Internet auf diese Seite und
nahm Kontakt auf. Wo ich früher der Meinung war, man(n) müsse Alpha sein, den Hund unterdrücken und mit Leinendruck, Ausbildungshalsband (ein "feines" Wort für Stachelhalsband) o.ä. Methoden arbeiten, wurde ich mit der Zeit eines Besseren belehrt.
Nach dem Motto "Es kann nicht schlimmer werden", nahm ich die Reise von Werne nach Pegnitz auf mich, immerhin 500 km, "nur" um zu lernen. Und ich habe gelernt, ich habe gelernt selbst ruhig zu bleiben, den Hund nicht als Maschine zu sehen und gelernt ihn zu "lesen". Ihn zu verstehen, was er mir die ganze Zeit versucht hat zu sagen. Die Rutenstellung, die Ohren, die Körperspannung, die Augen, alles habe ich vorher übersehen.
Angekommen hieß die erste Diagnose:"Der Hund hat einen extrem hohen Stresspegel, welcher schon in Psychoticks umschlägt". Erschreckend für mich, da ich es für "normal" hielt bei der Rasse. Hakenschlagen im Garten (wer kennt es eventuell nicht), oder auch schnappen nach imaginären Fliegen, all dies und viele weitere Symptome hat er gezeigt, da er einfach nicht wusste, wie er sich selbst runterfahren sollte. Und ich war ein Paradebeispiel dafür, wie man als Mensch diese Sache noch schlimmer machen kann, in dem ich böse war, ihn geschimpft habe, an der Leine riss und und und....
Ihm blieb am Ende nichts anderes übrig, als auch gegen mich diesen Frust rauszulassen. Ich nenne es mal "liebevoll" tackern.
Nach der ersten Analyse ging es auch sofort los und das erste Training begann. Ich hatte Angst und ich schämte mich, weil ich ja wusste, wie der Hund drauf ist. Angst sich zu blamieren. Diese Angst wurde mir sehr schnell genommen, da hier mit Ruhe und Erklärungen gearbeitet wird und selbst beim falschen Timing einem nicht der Kopf abgerissen wird. Ich wurde sehr schnell viel ruhiger (das hätte ich von mir selbst vorher nicht geglaubt) und ich blendete alles um mich aus. Bis dato immer auf andere Spaziergänger achtend und denkend "Was die wohl von uns denken?!" war ich mittendrin und es überkam mich eine "Gelassenheit", die sich auch auf Don Vito übertrug und ich habe von der ersten Minute an, bis zum Schluss, positive und angenehme Erfolge feiern dürfen. Es war faszinierend!
Wer nun aber glaubt, das mit Handauflegen alles Tutti ist, der irrt. Natürlich muss der Hund lernen, aber in erster Linie muss es der Mensch. Die Trainingseinheiten (1 Stunde am Stück) waren sowohl für den Hund, als auch für mich sehr hart. Das Timing, Markerworte, selbst nicht in alte Muster zurückfallend, all das war sehr erschöpfend, aber auch wunderschön! Wir beide waren nach der Stunde so müde, das sowohl Don Vito, als auch ich fast tot ins Bett gefallen sind und erstmal wieder Energie sammeln mussten :-) Grandios!
Hier wird auf jedes Team gesondert eingegangen und die individuellen Stärken/Schwächen herausgefiltert und nicht wie auf vielen (nicht allen) Hundeplätzen standardisiert nach Schema "F" vorgegangen, denn: "Jeder Hund und jeder Mensch hat eine andere Persönlichkeit und "tickt" anders!"
Nun ja, um nicht zu langatmig zu sein und Euch mit Textwänden zu erschlagen, bleibt mir als Fazit nur folgendes zu sagen:
Man fühlt sich hier verstanden, wird nicht schlecht gemacht, sondern aufgebaut. Es wird einem Mut geschenkt, einem Wege aufgezeigt, wie man in Zukunft (mit Fleiß) am Ball bleibt und wie sich das Leben mit dem richtigen Verständniss für sich und den Hund ändert.
Ich möchte mich wirklich von Herzen bedanken! Bedanken für das Augen öffnen, das Aufzeigen eines Weges, weit abseits der "normalen" Hundeplätze. Don Vito ist für mich Familie und ein Partner und kein Roboter, für den ich ihn vorher gehalten habe. Ich verstehe ihn, trotz unterschiedlicher Sprachen und es tut ihm gut und vor allem auch mir. Spaziergänge machen wieder Spass und ich habe, bezogen auf das Thema Hund, meine Mitte gefunden....
Herzlichste Grüße von Don Vito und mir aus dem weit, weit entfernten Werne....”
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