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Konzentrat
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01.07.2020
golocal
„"Wer zählt die Biere, nennt die Namen, die süffig hier zusammenkamen."
Sehr frei nach einem Spruch aus "Die Kraniche des Ibykus" vom Dichterfürsten …Friedrich von Schiller möchte ich eine kleine Reihe von Bewertungen über Brauereien beginnen.
Weniger über die ganz Großen, welche ihre Produkte in so ziemlich jedem Getränkemarkt des Landes präsentieren, sondern über kleine bis mittelgroße Produzenten, die sich der Bierherstellung unter dem neudeutschen Oberbegriff "Craft-Beer" verschrieben haben, aber auch durchaus einfach nur Pils, Helles oder Bockbier brauen.
Heute geht es bierprobiermäßig ins nordhein-westfälische Paderborn, verkehrstechnisch so ungefähr auf halber (Autobahn-)Strecke zwischen Kassel und Dortmund gelegen.
Der Name der immerhin schon im Jahr 777 erstmals erwähnten heutigen Großstadt ergibt sich aus dem Flüsschen Pader und Born, was so viel wie Quelle bedeutet. Interessant dabei, der Fluß entspringt mitten in der Stadt und mündet bereits nach kurzen 4 Kilometern in die dort wesentlich weniger Wasser führende Lippe.
Ihr wisst nicht, was diese Stadt außer einer Brauerei noch so zu bieten hat ? Viel ist mir auch nicht bekannt, es gibt in der Nähe einen Regionalflughafen namens Paderborn-Lippstadt, gleich daneben das Renaissanceschloß mit Jugendherberge Wewelsburg ( gehört zu Büren ), bekannt geworden durch die dunkelste Zeit in Deutschland, als von 1934 bis 1945 die SS hier hier Unwesen trieb.
Und da ist natürlich noch der SC Paderborn 07 mit seiner Profi-Fussballmannschaft, die brachten es fertig, zwischen 2013 und 2020 dreimal auf- und genauso oft abzusteigen von Liga 2 in die Bundesliga, retour über Liga 2 bis in die dritte Liga, dann wieder hoch bis in die erste Liga. 2020 ganz aktuell Tabellenletzter und somit Absteiger in Liga zwei. Fahrstuhlmannschaft nennt man so etwas.
Und dann gab es da da noch die Hannoveraner Punkband "Abstürzende Brieftauben", die Paderborn in einem ihrer Texte verewigte, das will ich euch natürlich nicht vorenthalten:
" In meiner Kneipe an meiner Theke,
Steh'n ganz verlassen mein Bier und ich.
Was ich beim Trinken mir überlege:
Ich lieb ein Mädel, das liebt mich nicht.
Pa Pa Paderborn dort hab ich mein Herz verlorn
Bi Bi Bielefeld da hab ich noch ein Bier bestellt.... "
So viel Vorgeplänkel macht natürlich durstig, egal wo man sein Herz verloren hat. Und extra nach Bielefeld muss man auch nicht, um sich endlich ein Bier zu bestellen. Also zum Vorrat gegriffen und ein Fläschchen geöffnet...
In Sachsen ist Paderborner Bier nur selten erhältlich, in Norddeutschland gehört es dann schon eher zu den Standards in den Getränkemärkten und vor allem in Tankstellenshops, wie ich bei gelegentlichen Besuchen feststellte.
Die Paderborner Brauerei ist noch nicht sooo alt, wenn man bedenkt, das es ein Deutsches Reinheitsgebot für Bier seit dem Jahr 1516 gibt. Die Tradition der PB reicht bis ins Jahr 1852 zurück. Mehrfach änderte sich der Name, so wurde aus der “Brauerei Hillemeyer” die “Paderborner Actienbrauerei”, nach Ende des 1. Weltkriegs schloß man sich mit der "Vereinsbrauerei Schönbeck & Co." zusammen und nannte sich bald darauf „Paderborner Vereinsbrauerei GmbH“.
Ab 1965 nannte die Eigentümerfamilie Nies das Unternehmen „Paderborner Brauerei GmbH“.
Im jahr 1983 zog man von der zu klein gewordenen alten Betriebsstätte in der Innenstadt in neue Räumlichkeiten in ein Gewerbegebiet am südlichen Statdrand.
Mit der politischen Wende in Deutschland kam 1990 auch eine wirtschaftliche in der Brauerei Paderborn, denn Familie Nies verkaufte ihre Firma an das überregional agierende Unternehmen der Familie Cramer, besser bekannt als "Warsteiner Brauerei".
Seither braut man in Paderborn verschiedene Biere unter dem Namen „Paderborner Brauerei Haus Cramer“.
Es ist eine übersichtliche Anzahl von Sorten, ein Pils, ein Alt , ein Export sowie Radler, Alkoholfreies und Malzbier. Eine weitere Produktlinie unter dem Namen "Pilger" bietet naturtrübes Landbier, Alkoholfreies und Ur-Radler.
Während die meisten Sorten nur in 0,5l-NRW-Flaschen abgefüllt werden, verhält es sich beim Pils und beim Pilger Landbier anders. Diese sind in ebendieser Flasche, einer 0,33l-Longneckflasche, der Steinieflasche in gleicher Füllmenge ( nicht das Pilger) sowie in 0,5l-Dosen erhältlich.
Vermutlich sind dies die beiden umsatzstärksten Sorten, daher die größere Auswahl.
Ich probierte Pils und Pilger Landbier. Das Pils schmeckt durchschnittlich, verwechselbar mit Bieren anderer Marken. Mit 4,8 % vol. alc. ist es zudem für ein Pils etwas "schwachbrüstig".
Anders das Pilger Landbier. Naturtrüb belassen und 5,0 % vol. alc. enthaltend schmeckt es durchaus süffig und bleibt dabei recht mild.
Da durch Paderborn mehrere Pilgerwege führen, hat sich die Brauerei wohl für den Namen Pilger entschieden und ein schönes Etikett für das Bier entworfen. Pilgern ist im Trend, Wegzehrung passenden Namens kann käuflich im Getränkehandel erworben werden.
Paderborner Bier kann guten Gewissens empfohlen werden, ohne das für mich der Geschmack des Pilses an die Biere "meiner" allerbesten ( immer Geschmackssache ) Brauereien heranreicht.”
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