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Wildthing46
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21.12.2008
golocal
„Ich hielt Guido natürlich für einen der zahlreichen in München lebenden und arbeitenden italiani, aber dieser ist ganz offensichtlich deutscher Abstam…mung.
Keiner der Angestellten nahm uns unsere Mäntel ab, und niemand störte sich daran, dass wir diese auf die Fensterbänke neben uns legten.
Der Kellner, der uns bediente, ist angeblich Sarde, aber er verstand meine als Halbitalienerin perfekt vorgebrachte Getränkebestellung entweder nicht oder er stellte sich einfach nur dumm. Supereinstieg.
Als Anhänger der guten Gastlichkeit ist man jedenfalls im Guido al Duomo einfach schlecht aufgehoben.
Ich fange mal mit den positiven Dingen an: der Champagner (Taittinger rosé à 11,50 das Gläschen) schmeckt. Das Glas Prosecco mit Apérol (9,-) schmeckt auch, ist aber vergleichsweise preislich unverschämt.
Danach entschieden wir uns für einen italienischen Weißen, welcher zu unser aller Erstaunen direkt in die bereits auf dem Tisch stehenden schönen bauchigen Rotweingläser geschüttet wurde. Daraufhin verlangten wir bei Guido persönlich erst mal richtige Weißweingläser. Der Wein wurde von uns sogleich umgeschüttet. Ein passender 1. Akt zum Supereinstieg.
Die spaghetti bolognese (auf speziellen Wunsch sogar bei Guido höchstpersönlich vom Stammgast in unserer Runde vorbestellt ) waren sehr schmackhaft und al dente; allerdings mag ich persönlich diese dicken Würmer nicht, was das Gesamtbild auf dem Teller etwas getrübt hat. Das „Nebraskafilet“ (medium gebraten) war gemäß der gruppeninternen Empfehlung wirklich herausragend, doch trübte der Preis ein wenig das Vergnügen: 39,90. Das Mousse au Chocolat (8,90, in einem Minitellerchen mit 4 Himbeeren präsentiert) durfte auch nicht teurer sein; das von Danone aus dem Plastikbecher schneidet um Längen besser ab. Auf keinen Fall selbstgemacht.
Unser Ober war leider völlig unsensibel. Wie sonst konnten ihm Aussprüche wie „Wir sind hier doch nicht bei McDonald's“ und „Ihr seid aber kompliziert“ entgleisen? Es war ihm völlig schleierhaft, wieso einige von uns so etwas wie spaghetti bolognese essen wollten, wo man doch sowas nur mittags isst (vielleicht könnte der eine oder andere Jurist mir bei Gelegenheit mal mitteilen, gegen welche europäischen Gesetze sowas verstößt?!).
Leider kam er auch mit dem Nachschenken von Wein und Wasser nicht nach, so dass es beim Anstoßen öfter vorkam, dass der Eine oder Andere deswegen nicht mitmachen konnte, bis wir das dann schließlich selbst in die Hand nahmen.
Am Anfang nahm man ihm sein permanent runtergebetetes „sehr gerne“ noch ab, aber schnell wurde jedem bewusst, dass es nur so eine heruntergespulte Floskel war. So jemand gehört wohl kaum in den Servicebereich.
Unsere zwischenzeitlich mal in einem lauteren Lacher ausufernde Konversation wurde irgendwann mal von einem anderen Ober unterbrochen, der uns mit Rücksicht auf andere Gäste bat, unsere Lautstärke ein wenig zu dämpfen. Eigentlich unnötig darauf hinzuweisen, dass sowohl ich als auch meine Freunde nicht gerade aus dem Hasenbergl stammen und wir uns durchaus etikettenmäßig benehmen können.
Am Ende belief sich unsere Zeche auf knapp 500 Euro für 7 Personen. Von diesen 7 Personen hatten 4 nur Nudeln als Hauptspeise und sonst gar nichts gegessen! Dies nur, damit niemand auf die Idee kommt zu sagen, dass dies doch – zumindest für Großstädter – normale Preise seien! Da wir von unserem Kellner so genervt waren, bestanden wir darauf, dass er jeden einzelnen getrennt abkassierte, was ihm größte Schwierigkeiten bereitete und er daher doch tatsächlich zwei Mal fragte, ob er das denn nicht zusammen rechnen könnte und wir das dann unter uns abmachen würden....
Ich habe für 1 Teller bolognese, 1 Glas Champagner, 1 Mousse, 1 Glas Wasser und 3 Gläser Wein einen Obolus i.H.v. 50 Euro entrichtet. Waren immerhin mal 100 Mark...
Fazit: Essen gut, aber unverhältnismäßig teuer. Lokal in Puppenstubengröße. Service: unter aller Sau.
Wieder so ein Schickimicki-Laden, den man – sofern man nicht zur Kir-Royal-Truppe gehört und es einem an gesundem Menschenverstand mangelt – meiden sollte.”
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