Hofpfisterei

„Happy Hour - Prozente statt Promille

Seit über dreißig Jahren kaufe ich Brot von der Hofpfisterei und kenne viele Filialen dieses Bäckers - kein …Wunder bei den zig Verkaufsstellen in ganz München. Am häufigsten war ich in der Kyreinstraße bei der U-Bahnstation Implerstraße, denn mein bester Freund wohnt gleich um die Ecke, und ich unterstütze ihn oft beim Einkaufen.

Wie viele Hofpfistereien in Wohngegenden ist der Laden recht klein und schlicht, aber ansprechend eingerichtet. Im Regal locken die Zwei-Kilo-Laibe groß und rund, von manchen ist nur noch die Hälfte oder ein Viertel da. In der Vitrine liegen die süßen Teilchen, Kuchen und Strudel, außerdem gibt es Wurst der hauseigenen Metzgerei "Landfrau" und saisonale Waren wie Weihnachtsgebäck. Nichts Spektakuläres, keine bunte Patisserie, keine grelle Werbe-Action, kein Chichi. Darüber bin ich froh, und so denken sicherlich viele Kunden, die einfach nur gutes Brot kaufen wollen. Das Angebot mit zwanzig Brotsorten ist groß genug, um nicht zu langweilen, zusätzlich gibt es an jedem Wochentag ein besonderes Brot.

Preislich liegt die Hofpfisterei bei Bio-Broten im mittleren Niveau. Für die große Sortenvielfalt, den einzigartigen Sauerteig und die Bequemlichkeit des Einkaufs zahle ich den Preis gerne. Jeden Monat gibt es auf eine Brotsorte 10% Nachlaß. Flexible Käufer nutzen das Feierabend-Angebot: in der letzten Stunde vor Ladenschluß sinkt der Preis der frischen Waren pro Viertelstunde um 11%, zuletzt kosten Brot, Brötchen und Süßes also nur noch gut die Hälfte. Allerdings stehen oft viele Kunden für die restliche Ware an, und was man bekommt, ist Glückssache.

Wenn ich nicht schon auf dem Hinweg zu meinem Freund Brot von der Hofpfisterei mitgebracht habe, sause ich oft zur Happy Hour dorthin und hole uns etwas Nettes zum Abendessen, während er den Tisch deckt. Meist ist der kleine Verkaufsraum schon voller Kunden, aber die Wartezeit vergeht schnell. Die beiden Damen hinterm Tresen verrichten ihre Arbeit flink und routiniert.

In manchen Bewertungen wird die Wortkargheit des Verkaufspersonals bemängelt. Das kann ich nicht nachvollziehen - Smalltalk erwarte ich nicht, mir reicht es, wenn die Verkäuferinnen ihre Aufgaben gut erledigen. Alles ist blitzeblank ohne Krümel, die Damen haben die Bestände im Kopf, greifen schnell nach der gewünschten Sache, geben beim Abwiegen den Preis korrekt ein und verpacken die Backwaren mit Fingerfertigkeit und Sorgfalt. Wenn die Wunschsorte aus ist, machen sie Vorschläge für Alternativen. Deshalb war ich hier immer völlig zufrieden und freue mich jedes Mal auf unser kleines Abend-Brot-Ritual in der Hofpfisterei.” Weiterlesen Text ausblenden