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Ksmichel
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18.08.2014
golocal
„Ein Edeka. Verdient sowas überhaupt eine Bewertung? Die sind doch alle gleich, und einkaufen muss man ja. In der Regel geht man dahin, wo es a) das gi…bt, was man braucht und b) wo man bequem hinkommt sowie eventuell c) wo man gut parken oder das Rad anschließen kann. Jeder bildet da recht schnell seine eigene Routine aus, und das Ausprobieren neuer Läden ist dann eher was für die Kür. Nach einigen Umzügen in meinem Leben und wiederholtem Aufbau neuer Versorgungsstrukturen für Eier, Butter, Käse, Klopapier kann ich aber sagen: Dieser Edeka hebt sich aus der Masse heraus. Wieso? Deswegen:
Der Laden hat eine recht günstige Lage direkt am Fleetplatz, unweit der S-Bahn. Einen Parkplatz gibt es auf der Rückseite des Gebäudes, ein Parkdeck obendrein. Nur für Räder ist leider nicht ausreichend gesorgt. Ein paar Felgenmörder auf dem Weg zum Parkdeck, das war's. Dafür kann man bis zu einem Hund (oder mehrere, die sich vertragen) an einem Haltering parken, im Sommer steht auch öfters ein Napf Wasser da. Da die Felgenmörder in der Nähe sind, kann man sein Rad also von Schnuffi bewachen lassen.
Okay, Parken ist abgehakt. Im Eingangsbereich gibt es eine Bäckerei mit ein paar kleinen Tischen sowie einen Postschalter mit Postfächern. Zwei Leergutautomaten vervollständigen das Bild. Bis jetzt ist das doch spannend wie ein Jerry Cotton, nicht?
Ja, aber jetzt kommt's: Hat man die zwei Schranken danach erst mal passiert - und das geht werktags von 7 bis 20:59 Uhr, dann gelangt der vom leeren Kühlschrank Getriebene in die Obst- und Gemüseabteilung. Sie ist nicht überbordend groß, enthält aber, was man so braucht. Auch die ein- oder andere exotischere Sorte ist dabei. Erfreulich ist der hohe Anteil an Bio-Ware. Wie man weiß, stammt ja das andere Zeug aus dem Chemiebaukasten und ist tödlich oder - noch schlimmer! - macht impotent.
So, Tomaten und Bananen sind im Einkaufswagen oder Korb, weiter geht die Fahrt. Doch wie? Eine harte Entscheidung muss her: Erst durch die erste Hälfte der acht Doppelreihen von Regalen schlängeln oder zunächst das nicht endenwollende Kühlregal ablaufen? Darin verbirgt sich die ganze Palette des Grauens für Milch-Intolerante: Käse, Joghurt, Quark, dann noch Kräuterbutter, gesalzene und ungesalzene. Als freundlicher Übergang gibt es ganz hinten, kurz vor der Fleischtheke noch türkische beziehungsweise arabische Wurstwaren.
Das gibt mir ein Stichwort. Was den Laden sehr auszeichnet, ist das große Angebot an russischen Lebensmitteln. Klar, in Neuallermöhe-West ist das die wichtigste Kundengruppe, aber - und das meine ich ernst - die Sachen sind so präsentiert, dass sie einfach Lust machen, das alles mal auszuprobieren. Man findet immer jemanden im Laden, der einem sagen kann, was man da gerade in der Hand hält und dessen Beschriftung man selbst nicht lesen kann.
Das Sortiment ist aber auch ansonsten gut. Das Real-Motto "einmal drin, alles hin" oder so ähnlich, trifft es ganz gut, nur für ein reichhaltigeres Zeitschriftenmenü muss man noch mal um die Ecke in den Lotto-Laden.
Weiter geht die wilde Fahrt mit dem Einkaufswagen. Jetzt noch schnell um die Ecke sausen, zu Bier, Wasser und auch Brausen. Hier darf man auch mit lokalen Gesöffen rechnen, etwa dem Bergedorfer Bier oder Säften aus der Gegend. Noch kurz zum Kassen-Lotto. Eine von fünf Kassen ausgesucht und angestellt. Wird es auch diesmal wieder passieren? Storno ausgerechnet bei meiner Schlange? Rollenwechsel direkt vor mir? Kleingeldnotstand oder Preis nicht gewusst? Eine Dame, die Kleinstbeträge mit Karte zahlen will oder ein Opa, der was reklamieren will und das auch länglich tut? Passiert zwar hier auch, aber lange anstehen muss man hier selten.
Der Geschäftsführer scheint ziemlich gut zu ahnen, wann er seine Teilzeitkräfte hier an die Front schicken muss. Erfreulich ist es, dass hier wohl viele schon recht lange arbeiten und aus dem Viertel sind, so dass oft mal ein netter Gruß mit dem Wechselgeld ausgetauscht wird. Und zwei, drei Originale unter den Kassiererinnen gibt's hier auch. Von der resoluten Mittfünfzigerin bis zu den jungen Aushilfen ist alles dabei, manchmal haut auch der Filialleiter in die Tasten. Vor Weihnachten hatte er auch schon mal eine mobile Kasse aufgestellt, denn - wie jeder weiß - vor Xmas wird eingekauft, als wenn es nie wieder was gibt.
So, schnell Sachen verstauen und wieder raus. Toll, unter 15 Minuten. Das Schreiben hat länger gedauert... Darauf 'nen Kaffee. Oh, ist alle. Muss ich wohl noch mal los.”
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