*
Darling 234NCM
,
24.06.2014
golocal
„Irgendwann zu Beginn der WM ...
PENG!!! Ich bin getroffen! Dreimal! Da hat auch der Sprung aus der Schusslinie nicht mehr genützt, es hat mich vo…ll erwischt.
"Du hast es uns schon im Februar versprochen. Und jetzt haben wir JUNI!"
"Wer? Ich?"
"Ja, Du!"
"Kann nicht sein."
"Natürlich kann das sein! Und seit Februar erfindest Du ständig neue Ausreden."
"Aber Ihr wart doch in der Zwischenzeit mit Eurem Vater …"
"Das hat nichts damit zu tun. DU hast es uns verspochen."
Mist, das ist nicht von der Hand zu weisen. Sie haben recht. Und ich weiß es auch genau, bloß habe ich gehofft, ich komme drum herum, wenigstens noch ein paar Wochen. Aber nö, jetzt ist es soweit. Ich kann meine blutenden Wunden nicht mal auskurieren, sondern muss mich gleich heute Abend mit den Kindern auf den Weg machen zu McDonald’s. So ein Schiet.
Mein schlechtes Gewissen ob des Aufschubs von vier Monaten meldet sich und ich verspreche sogar, dass wir ausnahmsweise vor Ort essen. Die drei können ihr Glück kaum fassen. Der Abend ist ganz schön, da können wir wenigstens auf der Terrasse sitzen und nicht an den ungepflegten Tischen im Innenbereich. Wir treffen gegen viertel vor sechs ein, irgendein WM-Spiel läuft gleich an und es ist angenehm leer, lediglich zwei Tische sind von Fußball-Ignoranten besetzt. Nur draußen am „Drive-In“-Schalter (was ist das eigentlich für eine fürchterliche Übersetzung?) stehen vier Autos mit ungeduldigen Insassen.
Ich finde ja schon die Aushänge eine absolute Frechheit. Gut sichtbar für alle werden die Super-Menüs und Aktions-Menüs und die „Happy-Meals“ mit bunten Bildern dort beworben, wo eigentlich eine normale Preisliste hängen müsste, nämlich über den Köpfen der Mitarbeiter. Um das Standardprogramm mit Einzelpreisen einzusehen, muss ich mir beinahe den Hals verrenken, das hängt rechts an der Seite, unbebildert und klein.
Die Entscheidungsphase beginnt: Wer nimmt was? Das dauert gefühlte Ewigkeiten. Aber endlich hat jeder sein Wunschmenü gefunden. Und was tue ich? Im Gegensatz zu meinen sonstigen Gepflogenheiten, beschließe ich spontan, es doch noch einmal zu probieren. Was mich zu diesem Mutanfall treibt, vermag ich nicht zu sagen. Es muss wohl geistige Umnachtung sein, denn ich weiß ganz genau, dass ich das Zeug nicht mag.
Wie festzustellen ist, bin ich sogar zu blöd, um die Bestellung richtig aufzugeben, aber irgendwann habe ich es raus, zumal der Mitarbeiter, der gerade an der Grenze von Freundlichkeit zu Flapsigkeit agiert, mir den Weg durchs Ungewisse weist. Zweimal das "Big-Mac"-Menü, zweimal das "Germany-Fan-Double"-Menü. Ich finde es aber sehr nett, dass er uns mitteilt, dass wir gern schon Platz nehmen dürfen, die noch nicht fertigen Menü-Teile würden uns nachgebracht.
Also raus auf die große Terrasse. Die Kinder suchen nach dem Tisch, der am wenigsten klebt. Und als wir sitzen schaue ich mir den Boden an. Auweia. Auch nicht besser. Und die Aschenbecher? Eklig. Alles wirkt hier ungepflegt und oll.
Neben der Glastür zum Parkplatz fehlt eine Glaswand, die verhindern soll, dass kleine Kinder ausbüxen können, eine weitere ist kaputt. Einer meiner Söhne erzählt mir, dass das schon vor mehreren Wochen so war. Die Tonnenrutsche, für die sich sogar die Jungs noch immer begeistern können, hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Wie alles hier. Warum lässt man das so verkommen? Ich verstehe es nicht.
Unsere restlichen Geschichten werden nun an den Tisch gebracht, aber mir ist der Appetit schon vergangen. Gleichzeitig fallen mir zwei Toilettenbesuche aus vergangenen Zeiten in dieser Filiale ein. Nie wieder! Zudem haben zweimal Teile der Menüs gefehlt, was wir aber erst zuhause festgestellt haben. Warum fahre ich hier überhaupt noch her? Weil es die nahest gelegene Filiale ist. Bekloppt, aber für McDonald’s mag ich nicht weiter reisen.
Tja, da ist er nun, mein Germany-Burger. Ich esse ihn nicht einmal auf. Sohn Nr. Eins, der diesen Burger ebenfalls gewählt hat, ist auch nicht begeistert. Sohn Nr. Zwei und Miss-Mini 234NCM futtern sich schmerzfrei durch ihre Big Macs. Danach erfreuen wir uns an der laufenden Gewinn-Aktion: Zur Zeit finden sich an allen größeren Getränken und Burgern kleine Aufkleber, jedes Los ein Treffer. Wir gewinnen vier (!!!) Chicken-Burger, ein kleines Getränk, ein kleines Soft-Eis, einen Gutschein über 10,00 Euro, einzulösen bei der Bestellung einer Brille bei einem Internet-Optiker, und ein Fan-Armband (ich).
Die Jungs lösen als erstes zwei Chicken-Burger-Gutscheine ein, die Teile bleiben angebissen liegen. Miss-Mini ist glücklich mit Eis und Getränk und bringt mir mein Fan-Armband mit. Die restlichen Gutscheine landen auf den Tabletts, die wir mit unserem Müll zum Abstellcontainer bringen, der ebenfalls unsauber und klebrig ist. Hier ist gerade nichts los, kann man nicht mal 'nen Lappen in die Hand nehmen? Die Jungs beneiden ihre Schwester um ihr Eis und ich spendiere dem einen ein großes, dem anderen (welch Anflug von Bescheidenheit) ein kleines Eis.
Das waren jetzt 29,95 Euro, die ich hier gelassen habe! Rund sechzig Mark!!! Und dafür haben wir auch noch im Dreck gesessen! Bin ich verrückt geworden? Dem Wahn verfallen?
Den einen Stern vergebe ich fürs Personal. Das war jetzt das letzte Mal. Ganz sicher, nie wieder. Soll ihr Vater sich doch dumm und dusselig bezahlen. Bei mir ist endgültig Schicht, … wohl bis sie mich in ein paar Monaten wieder mit ihren großen Augen anschauen und fragen: „Mami …?“ Dann geht’s aber zumindest in eine andere Filiale.”
Weiterlesen
Text ausblenden
Bgaziewyngert7tung someldelpcin