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grubmard
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01.07.2015
golocal
„Zu übersehen ist der Gedenkturm im Ort Großbeeren wahrlich nicht, überragt er doch alle Bauten des Ortes (ca. 7 km südlich von Berlin) um viele Meter.…
Der Turm ist mit Abstand das größte Denkmal, daß an die Schlacht von Großbeeren vom 23.8.1813 erinnert. Genügte König Friedrich Wilhelm III. v. Preußen wenige Jahre nach der Schlacht noch ein recht schlichter 6 m hoher gußeiserner Gedenkobelisk nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel (steht einige Meter entfernt auf dem Alten Friedhof hinter der Schinkel-Kirche), mußte es anläßlich der 100-Jahr-Feier der Schlacht im Jahr 1913 etwas größeres sein. Und so wurde unter Wilhelm II., seines Zeichens König von Preußen und Deutscher Kaiser, der Gedenkturm im bombastischen Stil der damaligen Zeit erbaut. Schließlich mußte man dem französischen Erbfeind ja zeigen, wo der preußische, bzw. deutsche Hammer hängt.
100 Jahre zuvor scheiterte in Großbeeren Napoleon Bonapartes Versuch, die preußische Hauptstadt erneut zu besetzen. Am 23.8.1813 besiegte während des Befreiungskriegs gegen Napoleon ein preußisches Heer die auf Berlin vorrückenden französischen und sächsischen Truppen in der Schlacht bei Großbeeren. Nach dem Ende des Waffenstillstands von Pläswitz plante Napoleon die Wiedereinnahme Berlins durch die „Armée de Berlin“ genannte Streitmacht unter Marschall Oudinot. Am 21.8.1813 standen 75.000 Franzosen und mit ihnen verbündeten Sachsen nur noch 22 km südlich vor Berlin.
Ihnen stellte sich ein Heer aus Preußen (unter den Generälen Friedrich Wilhelm v. Bülow und Graf v. Tauentzien), Russen (unter den Generälen Woronzow, v. Wintzingerode und Tschernyschow) und Schweden (unter Kronprinz Karl Johann Bernadotte) mit insgesamt 100.000 Mann entgegen. Bereits im Vorfeld der Schlacht kam es im Laufe des 23.8. zu Gefechten zwischen französischen und alliierten Truppen. Am späten Nachmittag traf das französische Corps Reynier auf die Preußen unter v. Bülow und vertrieb sie zunächst aus Großbeeren.
Da v. Bülow der Meinung war, nur Teile der französischen Streitkraft vor sich zu haben, entschloß er sich zum Gegenangriff. Nach Artillerievorbereitung und wegen einsetzendem Regen (das Pulver wurde naß) griffen 35.000 Preußen die französischen und sächsischen Truppen im Bajonettangriff an und vertrieben sie aus ihren Stellungen. Ein nächtlicher französischer Kavallerieangriff mit 2.000 Reitern wurde von den Preußen zurück geschlagen. Oudinot und Reynier zogen sich nach Wittenberg zurück, der Angriff auf Berlin war gescheitert. Die französisch-sächsischen Verluste betrugen 1.500 Tote, Verwundete und Vermißte. Noch einmal 1.500 Mann gerieten in Gefangenschaft. Die Preußen hatten 1.100 Tote, Verwundete und Vermisste zu beklagen.
Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde 1912 der Bau eines monumentalen Denkmals in Form eines Turms beschlossen. Anfang 1913 begannen die Bauarbeiten an dem 32 m hohen Turm, einem der ersten Gebäude aus Stahlbeton am Anfang des 20. Jahrhunderts im Deutschen Reich. Im rechteckigen Sockel befindet sich eine kleine Halle. Über dem Sockelgeschoß verjüngt sich der Turm bis ersten, säulengetragenen Plattform. Über der ersten Plattform setzt sich der Turm achteckig bis zur Aussichtsplattform fort. Den Abschluß bildet das kupferne Kuppeldach.
In den Turm sind zahlreiche Fenster eingelassen. Schmuckelemente sind eher sparsam vorhanden. Überhaupt erinnern die Gestaltungselemente ein wenig an das Völkerschlachtdenkmal, das ja aus der gleichen Epoche datiert.
Über dem Eingang ist der Schlußstein der Tür als Kopf eines preußischen Landwehrmanns gestaltet, bestanden die preußischen Truppen in Großbeeren doch meist aus Landwehrregimentern. Darüber ist ein Pferd, flankiert von Fahnen und Kanonen zu sehen. Die Inschrift lautet: „Hier wurde am 23. August 1813 die französische Armee von den preußischen Truppen unter General von Bülow geschlagen. Der Sieg bewahrte Berlin vor drohender französischer Besetzung.“. Unter der Aussichtsplattform sind an der Nordseite ein großes Eisernes Kreuz und Jahreszahlen „1813“ und „1913“ angebracht. Die Inschrift „Erbaut von dem Kreis Teltow“ an der Westseite des Sockels verweist auf den Auftraggeber.
Eingeweiht wurde der Gedenkturm am 100. Jahrestag der Schlacht am 23.8.1913 in Anwesenheit des Prinzen Eitel Friedrich v. Preußen (2. Sohn von Kaiser Wilhelm II.) und des Landrats des Kreises Teltow, zu dem Großbeeren damals gehörte.
Die folgenden Jahrzehnte überstand der Turm mehr oder weniger unbeschadet. Auch die Kämpfe am Ende des 2. Weltkrieges sowie die Zeit der DDR überstand der Turm. Nach der Wende wurde eine Generalsanierung für eine knapp Million EURuro nötig. Die vielen Jahre und der um den Turm jahrzehntelang herumgeführte Verkehr der Reichsstraße/Fernstraße/Bundesstraße 101 hatten dem Bauwerk zugesetzt. Zur Stabilisierung wurde innen ein Stahlskelett eingebaut. Risse in den Mauern wurden beseitigt, die kleine Sockelhalle wurde zur Museumshalle umgebaut und eine Wendeltreppe mit 137 Stufen zur Aussichtsplattform eingebaut. Mit dem Bau der Ortsumfahrung Großbeeren und der Entwidmung der durch den Ort führenden Bundesstraße ist die Verkehrsbelastung für den Turm deutlich zurück gegangen. Seit 2001 ist der Turm nun Sonnabends im Sommerhalbjahr für Besucher geöffnet. Der Eintritt beträgt 2 EURuro.
In der kleinen Ausstellung findet man ein großes Diorama der Schlacht bei Großbeeren, genauer von den Kämpfen um den alten Kirchhof , bestehend aus hunderten Zinnfiguren. Weiterhin sind Uniformen (z.T. Repliken), Waffen, Fahnen und erklärende Texte zu sehen. Wer den Aufstieg nicht scheut bzw. körperlich dazu in der Lage ist, wird von der Aussichtsplattform mit einem grandiosen Blick auf das Umland und auf das benachbarte Berlin belohnt. Bei klarem Wetter geht der Blick bis 30 km weit. Man sieht ua. den Funkturm und die Fernsehtürme am Alex und im Grunewald.
Fazit: Sehr empfehlenswert, vor allem für Besucher, die sich nicht scheuen, 137 Stufen zu bezwingen! 1 Stern für die dürftigen Öffnungszeiten.
Verkehrsanbindung Großbeeren:
Bus: 600 / 703 / 704 / 710 / 711 / 720
Bahn: RE 4 / RE 5
PKW”
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