
„Ach ja, mein Adler.
Gastro-Urgestein an der Glotter, seit 1883 konzessioniert. Immer noch eines der drei Top-Restaurants im touristisch voll ers…chlossenen Glottertal. Spätestens seit der Schwarzwaldklinik ist hier jedes zweite Gebäude zu einem Restaurant/Hotel/Pension mutiert, Busweise dieseln die Kaffefahrten aus allen ZDF-verkabelten Regionen hierher und wollen versorgt werden.
Diesen ganzen Hype hat der Adler nicht mitgemacht. Alte Bausubstanz, drei solide Gaststuben, Frau Kleber widersetzt sich standhaft gastronomischen Modeerscheinungen. Entsprechend rustikal ist die Einrichtung, woanders würde man von gestriger Anmutung sprechen. Aber sie passen hierher, die schmiedeisernen Gitter, der grüne Kachelofen, gedrechselten Holzbalken und rauhverputzten oder holzvertäfelten Wände. Auch Bleiglasfenster kann man akzeptieren, wenn das Gesamtpaket stimmt.
Und das tut es im Adler. Solide badische Küche mit leicht französischem Einschlag (Kleber spricht man ja auch mit langem zweitem E...), kein modernes Designgekoche mit Dialog von Karottengrün an Sellerieparfait - hier wird Gast auf konventionelle, aber angenehme Art satt.
Heuer gab es auf Empfehlung der Patronin zum Auftakt hervorragende Austern mit einer Vinaigrette, die ein ganz neues Geschmackserlebnis vermittelte. Saisonal kam ich sodann am Bettseicherlesalat mit Kalbsbries nicht vorbei, der Löwenzahn kam mit einer herrlichen Salatsauce, das Kalbsbries hätte ich allerdings gern etwas kürzer gebraten gehabt. Das Entrcote zum Hauptgang war dafür auf den Punkt getroffen und ließ keine Wünsche offen. Auch die dazu gereichte Sauce Bearnaise war excellent.
Beispiellos ist der Weinkeller, in dem sich heimische und internationale Tropfen jahrgangsweise drängeln. Die Auswahl bedarf durchaus etwas intensiverer Beratung, die aber gerne geliefert wird. Persönlich bin ich kein Freund der Glottertäler Lagen. Hier bekommt man zwar die besseren, ist aber zum Glück nicht darauf angewiesen.
Gut geschultes Personal vom alten Schlag weiß, wie Gast versorgt und zufriedengestellt werden kann. Auch bei größeren Anlässen wird souverän agiert, mögliche Hektik in der Küche kommt nie beim Gast an. Ein Offenhalten der Tür beim persönlichen Abschied ist mir zwar schon fast zu servil, paßt aber zum Lokal.
Ein Geheimtipp im Sommer ist das Adlergärtle hinter dem Haus. Unter altem Baumbestand sitzt man in Weinlauben, der Blick geht hoch in den Schwarzwald und die allgegenwärtigen Rebhänge.
Der Parkplatz wird wohl auch diese Saison nicht schöner, die kasernenhofmäßige Asphaltfläche will so gar nicht zur sonst stimmigen Schwarzwaldromantik passen. Aber so ist das schon immer gewesen im Adler...”
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