„Volksmusik und Guggemusik - das gabs in Freiburg. Das Bildungsbürgertum hielt sich ein Sinfonieorchester des Südwestfunks. Dazwischen? Gähnende Leere.… Ein paar Hinterhofcombos, die aber weder Übungsräume noch geeignete Konzertsäle hatten. Ein Musikfestival war gezwungen, in ausrangierte Zirkuszelte auszuweichen, Als Zeltmusikfestival ist daraus inzwischen eine jährliche Kultveranstaltung geworden. Hier war es auch, wo sich der international bekannte Jazzmusiker Waldi Heidepriem zu später Stunde mit OB Böhme und einigen Musikbegeisterten über die unerträgliche Musikszene in Freiburg aufregte. Aus einer Weinlaune heraus entstand die Idee, einen Verein für die Gründung und den Betrieb eines Jazzhauses ins Leben zu rufen.
Auch der musikbegeisterte Oberbürgermeister konnte dafür gewonnen werden, so dass auch schon bald eine geeignete Location im alten Gewölbekeller des Goethe-Institutes im sog. Weinschlössle vermittelt wurde.
Und diese Lage ist inzwischen weltbekannt! Schon bald gaben sich nicht nur Freiburger Musiker die Klinke in die Hand, dank der hervorragenden Kontakte von Waldi Heidepriem im Musikbusiness kamen auch internationale Größen gerne hierher. Oft entstanden aus reinen Gastbesuchen ausgedehnte Sessions. Dabei war und ist man nicht jazzfixiert, auch andere Genres werden gerne beklatscht. So geht die Bandbreite von Musikern wie Ice-T, über Cool and the Gang, Nelly Furtado bis hin zu Rammstein. Einer der Höhepunkte war das legendäre Konzert des Jazztrompeters Miles Davis, der an diesem Abend überhaupt nicht aufhören wollte und vom schönsten Jazz-Keller der Welt schwärmte.
Der alte Weinkeller hat aber auch eine unvergleichliche Atmosphäre und eine exzellente Akkustik. Bar und Bühne liegen einander gegenüber, dazwischen verteilen sich zwanglos Tische und Stühle, denen man die intensive Nutzung ansieht. Das Glanzlicht war schon bei Inbetriebnahme des Jazzhauses der große Bösendorfer Flügel, der vom Verein nach einer intensiven Sammelaktion erworben werden konnte und seither jeden Pianisten begeistert.
Der Verein kam nach dem Tode Heidepriems und der Streichung der städtischen Zuschüsse (Bürgermeisterwechsel!) wirtschaftlich ins Trudeln. Wiederum war es das ehrenamtliche Engagement musikbegeisterter Freiburger, die "Ihren Jazzkeller" nicht verlieren wollten, die den Erhalt letztlich schafften. Die professionellere Führung hat zwar der ehedem familiären Atmosphäre einen kleinen Dämpfer versetzt, anders ist Kultur aber wohl nicht machbar. Inzwischen werden Konzerte über ein eigenes Label verlegt.
Nachdem sich inzwischen in unmittelbarer Nachbarschaft sowohl etablierte Musiker im Konzerthaus als auch Undergroundbands im Cräsh ihrer Leidenschaft hingeben, hat das Jazzhaus sicher den ersten Schritt für Freiburg aus der musikalischen Diaspora getan und ist immer noch das Flaggschiff auf der "Music-Mile" der Stadt....”
WeiterlesenText ausblenden