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Kulturbeauftragte
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10.08.2015
golocal
„In den vergangenen Jahrzehnten habe ich die linksrheinischen Gebiete Düsseldorfs nur wenige male besucht, denn es gilt als extrem „gutbürgerlich“, das… verheißt meistens nichts gutes, vor allem, wenn es heißt, dass dort die oberen Zehntausend zu finden sind in ihren Gründerzeitvillen und nur betuchte Klientel sich hier (in der Regel) unterwegs sind. Es leben, so zu sagen, die eingestaubten Vorurteile und Klischees! Da gibt es dennoch einen Ort, der aus einer anderen zeit zu sein scheint, schon wegen der monumentalen Bauweise, in der von weitem sichtbar ist. Es ist ein ruhiges Fleckchen, mitten im Trubel eines Wochenmarkts, der davor abgehalten wird.
Die ganze Zeit ist von der katholischen Kirche St. Antonius die Rede, die jedoch nicht ohne die Stadtteilnennung auskommt, denn sie ist nicht die einzige, die diesem asketischen Mönch geweiht ist. Es ist nicht verwunderlich, denn zu der Zeit, als sie gebaut wurde, gehörte Oberkassel nicht mal zu Düsseldorf, sondern war eine eigenständige Gemeinde, nicht nur im kirchlichen Sinne.
Bei meinem ersten Besuch habe ich vermutet, dass mich meine Mama auf den „Arm“ nehmen möchte, dass sie eine Ausrede braucht. Dem war nicht so, denn mein Einwand, dass sie in der Woche vor geschlossener Tür stehen bleibt, wurde zur Seite geschoben, denn mir war damals nicht bewusst, dass die Namensgleichheit besteht, solange man sich nicht mit bestimmten Dingen beschäftigt, bleibt es einem im wahrsten Sinne des Wortes verborgen.
Irgendwie, als ich erstmals gesehen habe, erweckte sie bei mit den Eindruck, dass sie viel älter sei, als sie tatsächlich ist. Das lag schon im Zeitgeschmack der sog. „Wilhelminischer Ära“, die das Ende des Kaiserreichs, wenige Jahre später, einleiten sollte, die nicht unerwähnt werden darf. Es erinnert an die Schlichtheit aber auch Präsenz der frühchristlichen Bauten, die Würde und Kraft zugleich ausstrahlen. Die Sandsteinoptik ist nicht ganz „unschuldig“ daran.
Diese neoromanische Kirche kann man mit der U 74, 75 und 77 erreicht werden und zwar bis zum Barbarossaplatz. Sie liegt wenige Schritte davon entfernt. Auch hier sieht es eher schlecht mit den Parkplätzen aus, erst Recht, wenn hier der Markttag abgehalten wird.
Zu beiden Seiten des Eingangsportals erblickt man zwei Türme, die weit in den Himmel hinein ragen, sie kann man aber erst kurz davor gesichtet werden, da rings herum alles die mögliche Sicht darauf verhindert.
Gebaut wurde die Oberkassler St. Antoniuskirche, in den Jahren 1905-10, durch den Architekten Josef Kleesattel (* 1. März 1852 in Köln- 29. März 1926 in Düsseldorf). Weitere vergleichbare bauten gehen auf ihn zurück, darunter 40 Kirchen, die nicht nur hier zu finden sind.
Soweit die Tür offen steht, darf mit der Besichtigung angefangen werden, so wie ich es auch im letzten Jahr mehrmals gemacht habe. Leider, bevor es so weit ist, ein Hinweis sei angebracht: so weit ich mitbekommen habe, ist das die einzige Möglichkeit hinein zu gelangen und zwar durch eine Treppe, die hineinführt.
Egal, um welche Uhrzeit ich mich dort aufgehalten habe, es ist recht dunkel gewesen, trotz, dass hier recht hohe Fenster eingebaut wurden. Die drin befindlichen Glasscheiben stammen aus den Jahrzehnten nach dem Weltkrieg und sind dementsprechend nur bedingt das, was ich zuvor drinnen erwartet habe. Im Gegensatz zu den Kirchen in der Altstadt, die ich bereits beschrieben habe, gibt es nur wenige Gegenstände, die man sich hier anschauen kann: einige Heiligenfiguren, Orgel, schlichter Kreuz. Die geometrischen Muster auf der Decke stehen schon im Kontrast zu dem, was ich eben erwähnt habe, denn durch ihre Farbigkeit stechen sie schon hervor.
Mir haben aber die Schnitzereien an den Sitzbänken angetan, denn das sieht man nicht überall, in den Kirchen, die aus der besagten Zeit stammen. So blieb ich eine weile sitzen, zündete eine Kerze ein und dachte an das, was gewesen war und kommen mag… Die ruhe, die hier herrscht, war das Richtige für mich in dem Moment, wo ich dort geweilt habe, trotzdem schwanke ich mit der Bewertung, doch nach reiflicher Überlegung ist sie mir 3 Sterne wert.”
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