„Gestern Abend besuchte ich zum ersten Mal ein Vapiano - auf der Kaiserswerther Straße in Düsseldorf. Von draußen wirkte es schon immer recht chic, lei…der hatte ich bisher keine Gelegenheit, auch das Innenleben kennenzulernen. Im Nachhinein muss ich leider sagen, dass ich mir den Besuch hätte wirklich sparen können...
Dass ein solches Restaurant an einem Sonntag Abend gut besucht ist - okay, das kann man vielleicht verstehen. Dass aber freie Plätze / Tische aussahen, als hätte ein Wirbelsturm auf diesen gewütet - nicht. Wir waren zu dritt und nahmen im (ich nenne es mal) Lounge-Bereich Platz (kleine runde Tische, niedrige Sessel / Sofas). Zwar hatten wir genug Platz mit drei Leuten dort zu sitzen, jedoch mussten wir erst einmal aufräumen und die dort verbliebenen Gläser und Tabletts unserer Vorgänger zur Seite räumen. Mein Freund bestellte für uns die Getränke - ich war etwas verwirrt über dieses System, denn ich erwarte normalerweise einen Kellner, der meinen Tisch abräumt und mir die Karte bringt. Wie ich dann von meinen zwei Begleitern erfahren durfte, sei dies das Konzept im Vapiano, man müsse sich quasi alles selbst besorgen. Achso. Nur etwas blöd, dass mir dies meine Begleitung erklären muss und sich weder im Eingangsbereich jemand findet, der einen auf die "Regeln" im Vapiano hinweist - noch eine Tafel o.ä. dort hängt, um das System zu verstehen. Wäre ich also allein oder mit einer vapianofremdem Begleitung dort gewesen, hätte ich sicherlich sehr lange auf eine Bedienung gewartet.
Als wir nun die Getränke geholt hatten und uns für unser Essen entschieden hatten (2 x Pasta für die beiden, 1 x Pizza für mich), musste dies bestellt werden. Ich trottete also etwas verloren meiner Begleitung hinterher und bekam den "Insider-Tipp" zunächst Pizza zu bestellen, weil das bekanntlich (achso!) immer etwas länger dauern würde. Pizza bestellt - und einen Piepser erhalten. Es sollte ca. 30 Minuten dauern. Da die Pasta-Schlangen neben uns nicht sooo lang waren, brachte ich meinen Piepser zu meinem Freund an den Tisch, in einer halben Stunde wird es ja wohl machbar sein, Nudeln zu bestellen. Ja nee, Pizza bestellt man und geht zurück an den Tisch. Bei Pasta hingegen bleibt man dort stehen und wartet bis man die Nudeln bekommt. Sehr förderlich für das kommunikative Miteinander, wenn man nicht allein dort ist. Einer sitzt mit Piepser am Tisch, die anderen stehen für Pasta in der Schlange an. Na dann. Vielleicht empfiehlt sich statt einem Abhol-Piepser noch einen weiteren Piepser als eine Art Skyper oder Pager von früher mitzugeben, um sich mit den verbliebenen Freunden am Tisch Kurznachrichten in der Zeit zu schreiben? Oh man oh man...
Stichwort Live-Cooking. Das sei das Aushängeschild im Vapiano, deswegen wurde ich ins Vapiano gebracht. Sieht auch gut aus, riecht auch sehr gut, wenn man dort ansteht. Aber dadurch, dass dieses Livecooking nicht parallel läuft, wartet man doch sehr lange. Man bestellt und dann wird die Schlange hinter einem erstmal nicht mehr abgearbeitet - so lange bis man seine fertige Pasta bekommt. Schön und gut - aber nur solange man in einer Warteschlange vorne steht. Und die Minuten vergingen. Zwei "Positionen" vor uns bestellte ein Mann Pasta, er war allein und wollte eine Portion haben. Wie ich sehen konnte, hatte die Köchin zwei Kochfelder. Eins davon blieb daraufhin die Zeit unbenutzt - als wenn die Schlange nicht schon lang genug wäre. Ich hatte zeitweise das Gefühl in meiner alten Mensa zu stehen. An sich kein Problem, aber nicht, wenn ein Nudelgericht oder eine Pizza knapp 8,- EUR kosten sollen. Hinter verschlossenen Türen bekomme ich in jeder Pizzeria schließlich auch Live-Cooking, nur sehe ich dies nicht - kann aber erwarten, bei einem Gericht i.H.v. 8 EUR auch entsprechende Qualität serviert zu bekommen - dies aber nur am Rande.
Als wir endlich an der Reihe waren, um die zwei Nudelgerichte zu bestellen, stand mein Freund auf einmal mit einem Tablett neben mir - und mit meiner fertigen Pizza (summa summarum haben wir also 30 Minuten für eine Pasta-Bestellung angestanden. Nur angestanden, noch nichts mitgenommen). Ja prima. Dann geh ich mal essen. Sehr missmutig saß ich also allein am Tisch (wohlgemerkt, in der Zeit wo mein Freund die Pizza abholen musste, war unser Platz inklusive Handtaschen und Jacken unbewacht, anders gehts ja auch scheinbar in diesem Laden nicht). Ein Genuss ist es nicht, wenn man zu dritt essen gehen will und man dann reihenweise isst. Als ich etwa die Hälfte meiner Pizza allein (!) am Tisch gegessen hatte - diese begann nach einem Drittel übrigens kalt zu werden! - kamen die zwei zurück, mit den Nudeln. Recht schweigsam nahmen wir unser Essen zu uns - schön ist anders. Nach dem Essen wurde noch eine Nachspeise bestellt - pardon, geholt, ich vergaß. Zwischen beendetem Hauptgang und "Lasst uns gehen" verging noch etwa eine Stunde - in dieser Stunde wurde - welch Überraschung - unser Tisch auch nicht abgeräumt. Ich beobachtete in dieser Zeit auch mal das Treiben in unserem Lounge-Bereich. Ein älteres Ehepaar nahm gegenüber von uns an einem Tisch Platz, auch dort befand sich ein Riesen-Chaos mit Tabletts, Tellern und Gläsern. Die Frau (wie Frauen das eben immer so machen, um noch einen halbwegs schönen Abend mit ihren Männern zu genießen) räumte ein wenig auf und stellte die Sachen zur Seite. Einige Minuten später ereignete sich dasselbe Spiel an einem anderen Tisch, wobei dort der Mann das gebrauchte Tablett mit den Utensilien zur Kaffeebar brachte. Gar nicht schlecht das Vapiano-System - die Kunden sitzen das so lange aus, bis sich einer von ihnen erbarmt, mal eben die Sachen abzuräumen. Nichts für ungut, zu Hause mache ich das auch - aber da zahle ich nicht fürs Essen.
Livecooking hin oder her, die Pizza war okay (wenn ich den kalten Teil mal ausblende), aber vielleicht eine Bedienung mehr einstellen und von Anfang an die Regeln Ihres Systems erklären, wenn man diesen Laden betritt, wäre durchaus eine sinnvolle Maßnahme. Wie mir auch beim Beobachten der anderen Gäste aufgefallen ist, scheint das System auch nur bedingt aufzugehen. Solange man allein dort isst - oder zu zweit, aber auch nur dann, wenn beide dasselbe Gericht (vom Grunde her, also Pasta oder Pizza oder Salat) haben möchten, funktioniert das System. Besucht man das Vapiano aber mit drei Personen plus X oder gar als Familie - keine Chance. Die Kommunikation und Laune untereinander wird durch das umständliche Bestell- und Abholsystem behindert, nahezu unmöglich gemacht.
Dies war mein erster Besuch im Vapiano - und wohl auch mein Letzter. Ich bin kein Mensch, der gern allein isst. Wenn ich in geselliger Runde essen möchte, werde ich künftig woanders hingehen. Das Vapiano hat doch einen italienischen Touch, das Essen ist italienisch, das Ambiente soll italienisch sein, hier und da finden sich (Rechtschreib- und Grammatikfehler mal weggelassen) italienische Zitate usw. Was aber der Erfinder des Vapiano vergessen hat in dem Italien-Trubel: Italienisch essen heißt genießen. Und Italiener essen so gesehen nur im Notfall allein. Gerade das MITEINANDER macht italienisches Essen aus. Es geht gar nicht großartig um die Gerichte, sondern um das Beisammensein in einer fröhlichen Runde. Und das habe ich doch sehr vermisst gestern Abend.”
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