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ThorgeFährlich
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28.09.2013
golocal
„Es ist Ende März, ich bin erst vor kurzer Zeit in Berlin angekommen und Kumpel M. und ich laufen durch Prenzlauer Berg.
Nachts.
Irgendwas gege…n Mitternacht.
Denn Kumpel M. hat mir zum Geburtstag einen Burger versprochen und der ursprünglich angepeilte Laden an der Schönhauser Allee, der laut seiner Homepage und auch laut eines anderen seltsamen Bewertungsportals bis um 0 Uhr offen sein sollte, war bereits um 23.30, als wir kurz vorm Verhungern vor der Eingangstür standen, geschlossen. Ein junger Schlacks mit Hochwasserhose und Hipster-Haarschnitt bedeutete uns per Handzeichen, das wir uns bitte trollen sollten. Er hatte Frauenbesuch im Laden, der auf einem der Tische saß, der war wohl wichtiger als die Öffnungszeiten, die direkt links neben der Eingangstür nochmals zu bestaunen waren.
Hätte ich wegen sowas bei meiner letzten Arbeitsstelle einfach mal 30plus Minuten zu früh den Laden dicht gemacht - puuh, das hätte Stunk gegeben. Aber ich will nicht meckern.
M. und ich haben uns kurz beratschlagt, dann ein Berliner Pils im Späti um die Ecke gekauft, und auf eine Bank gehockt und die Smartphones bemüht. Mein Geburtstag war zwar inzwischen vorbei, aber einen Burger wollte ich trotzdem.
Burger Dream in der Danziger, darauf lief es dann hinaus.
Auf dem Weg dahin wurden wir noch Zeugen eines Parkplatzstreits, der darin gipfelte, das der Fahrer eines Oberklasse-Audis laut auf Russisch fluchend aus seinem Wagen stieg und mit der bloßen Hand die Frontscheibe des Clio, der ihm seiner (exklusiven) Meinung nach grad den Parkplatz geklaut hatte, zertrümmerte. Danach stieg er in seinen Wagen und raste davon. Zurück blieb ein völlig verstörtes junges Mädchen in ihrem nicht mehr fahrtauglichen Clio (Gut, fahrtauglich war der aber auch mit intakter Scheibe nicht mehr gewesen...). Die Cops waren schnell vor Ort, wir wurden als Zeugen nicht gebraucht und am Tag drauf las ich in der virtuellen Zeitung, das der Audifahrer in Neukölln gecasht wurde und sowohl auf Droge als auch sturzbesoffen war. Ein angenehmer Zeitgenosse...
So, jetzt aber zum Wesentlichen!
Wir betraten den Laden eher vorsichtig, immerhin war es inzwischen nach Mitternacht und Erfahrungen haben uns gezeigt, dass Kundschaft da nicht mehr gern gesehen ist. Das ist hier anders.
Wir wurden freudig begrüßt, zwei Mitarbeiter waren sogar kurz davor, ihre grade entzündeten Kippen direkt weg zu schmeißen, M. intervenierte und rauchte stattdessen mit, ich suchte derweil einen Tisch und eine freundliche junge Frau erklärte mir, wie das hier läuft.
Um es kurz zu machen: Das ist hier wie bei "Subway". Nur eben mit Burgern.
Man hat bei allen Zutaten die Auswahl zwischen mehreren Möglichkeiten. Man bewegt sich am Bestellthresen entlang und ordert, was man möchte. Beim Bun/Brötchen bin ich mir nicht sicher, ob es da versch. Angebote gab, danach geht es dann aber los.
Welche Sauce soll auf den oberen Teil des Buns? BBQ? Senf? Knofi? Ketchup? Mayo? Oder was ganz anderes?
Welcher Salat? Eisberg? Rucola?
Welches Gemüse? Paprika? Tomaten? Gurken? Eingelegt oder normal? Zwiebeln? Weiße, rote oder Röstzwiebeln? Mais? Jalapenos? Oliven? Oder was ganz anderes?
Welcher Käse? Gouda? Edamer? Cheddar? Feta?
Darf`s Bacon sein?
Und
So
Weiter.
Ich erklärte M. das Prozedere, als er sich zu mir an den nicht ganz sauberen Tisch setzte, die paar Krümel und ein offensichtlicher Ketchup-Fleck waren uns aber mal herzlich egal. Aber manch einen mag`s stören, daher isses hier erwähnt.
Generös wie ich nun mal bin, überließ ich M. den Vortritt beim Zusammenbauen der Burger, er hat nicht wie ich einen Kleinkindermagen und orderte zwei Patties und dazu nur wenige Zutaten.
Dann durfte ich mit meinen Entscheidungsschwierigkeiten ran, während M. orderte, hatte ich mir aber bereits überlegt, was ich will...auch, um die Nerven der Mitarbeiter (und die von M.) zu dieser späten Stunde zu schonen.
Ich orderte einen einfachen Burger mit Gouda und Cheddar, Bacon, roten und Röstzwiebeln, eingelegten Gurken, Jalapenos, ein wenig Salat und einer Scheibe Tomate, als Sauce BBQ und Senf.
M.`s Burger kam erwartungsgemäß ein paar Minuten vor meinem an den Tisch, von drei verschiedenen Seiten wurde mir versichert, das meiner auch gleich da sei. Eine Mitarbeiterin fragte sogar nach, ob das denn für mich ok sei. Natürlich war es das. Ich hab später bestellt, ergo kommt auch mein Essen später, ich seh da gar kein Problem? Solche Freundlichkeit und Besorgtheit um das Wohl des Kunden in einer Burgerschmiede um fast 0.30 Uhr. Wahnsinn, das kann sich niemand ausdenken...absolut super!
Die Burger sind wahre Monster, größere hab ich noch nicht gesehen. Hübsch angerichtet sind sie nicht, das erwartet in diesem Laden UND zu dieser Uhrzeit auch niemand.
M. und ich schauen uns fragend an. Wir haben schon viele Burger zusammen verdrückt, zur Kiefersperre hat`s bisher nicht gereicht. Hier schon. Wobei mein Apparat da noch kompatibel ist als M.`s doppelstöckiges Monstrum. Ich habe leider keine Fotos...aber es war nahezu beängstigend!
Der Minutenzeiger nähert sich der vollen Stunde, gleich ist hier Feierabend, wir haben beide unsere Panzer von Burger bezwungen. Irgendwie. Und es war lecker! Und sättigend für drei Tage.
M. zahlt und ist bei irgendwas um die 12EUR, ich leg noch einen Taler Trinkgeld drauf, dann werden wir freundlich zur Tür begleitet und verabschiedet. Die sind hier alle echt heiß auf ihren wohlverdienten Feierabend - dumm nur, dass sie noch drei englische Touris eingelassen haben, die nun gröhlend einen Fenstertisch besetzen und auch nur Bier geordert haben...
Ich hoffe für die netten Menschen beim "Burger Dream", dass sie die Suff-Touris schnellstmöglich hinauskomplimentieren konnten...
Auf dem Weg zur U Eberswalder fragt M. mich, ob ich ihn nicht vielleicht tragen möchte, da er vollgefressen bis oben hin ist. Lustig, ich wollte aus dem gleichen Grund grad ihn fragen, ob er mich nicht gern zur U-Bahn rollen würde...
An unserem nächsten Ziel, einer unserer Stamm-Bars, gibt es erstmal einen Magenaufräumer...die mag ich zwar so gar nicht, aber es war nötig.
Ich würd dem "Burger Dream" ja gern 5 Sterne geben, die klasse Mitarbeiter und das Konzept, das man sich seinen Burger selbst zusammenbasteln kann, finde ich toll! Und um die eklige Uhrzeit noch so ein Einsatz der Mitarbeiter...absolut klasse! Vorbildlich!
Ich vergebe trotzdem ERSTMAL nur SEHR gute vier Sterne, denn noch kenne ich in Berlin Burgerläden, die mir NOCH besser schmecken...
Über die schreib ich ein anderes Mal.
Ich komm aber garantiert und sehr gerne nochmal wieder hier her in die Danziger 16 und werte dann auch gern auf 5 Sterne auf.”
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