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Ksmichel
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01.09.2014
golocal
„Geld, Kohle, Patte, Kies, Zaster. Wie viele Wörter gibt es allein für den - noch eins! - schnöden Mammon. Man braucht’s, und das Dumme daran ist, dass… es oft Wechselgeld zurückgibt. Das sammelt sich über die Jahre an, es sei denn, man zahlt immer nur mit Karte und baut so ein exorbitant hohes Hasspotenzial an der Supermarktkasse auf - zum Beispiel bei einem bestimmten Edeka-Markt, den ich gern besuche. Bei vorsichtigeren Normalos platzt hingegen ab und zu das Portemonnaie beinahe vor Ein-Cent-Stücken, und dann landen die kleinen gepressten Metallplättchen in hohlen Behältnissen aus Plastik oder Keramik. Die nennt man selbst dann Sparschweine, wenn sie ganz anders aussehen.
Nun hat zwar niemand etwas gegen die Hinterlassenschaften von Goldeseln, aber bei Sparschweinen ist das etwas völlig anderes. Irgendwann stört selbst eine stattliche Sammlung der tierischen Münzcontainer das ästhetische Empfinden derjenigen, die in eurer Wohnung lustwandeln. Auch als Türstopper sind sie nur mäßig brauchbar und außerdem rascheln sie, wenn sie sich bewegen. Und bevor die Wohnung einem Dagobert Duckschen Geldspeicher ähnelt, lieber weg damit!
Doch wohin mit dem ungeliebten Klimperkram? Zur Hausbank? Das klingt wie ein probates Mittel, um aus mengenmäßig viel Geld in kurzer Zeit weniger Geld zu machen. Doch: Die Banken lassen es sich fürstlich entlohnen, kiloschwere Kleingeldbestände in federleichte, handliche und recht beliebte Scheine umzuwechseln - vorzugsweise mit recht hohen Zahlen drauf, die wiederum Tankstellen nicht annehmen.
Doch nicht verzagen: Bei der Bundesbank kostet das Wechseln nichts. Sogar Altbestände in Mark und Pfennig tauschen die Banker dort in Euronen um. Das wollte ich mal ausprobieren und leerte meine verstreuten Münzdepots in der Wohnung. Der Geldtransporter, in diesem Fall ein Fahrrad mit Packtaschen, machte sich ohne Bewachung auf in die City.
Der kantige Bau in der Willy-Brandt-Straße wirkt abweisend mit seiner Waschbeton-Optik und seinen kaum durchsichtigen Schießscharten-Fenstern im Erdgeschoss. Wachpersonal patrouilliert, so dass man unwillkürlich nach seiner Jacke greift, nur um sicherzugehen, dass man die Smith-und-Wesson diesmal auch wirklich zu Hause gelassen hat. Von morgens halb neun bis mittags um eins lassen die Schatzhüter gewöhnliche Sterbliche durch eines der Drehtore passieren. Links ist ein Schalter, mit Trennglas, ovalem Glasfenster und dem Look der Sechziger Jahre.
Doch weit vorher wurde ich schon abgefangen. Die bemützten Gralshüter frugen nach meinem Begehr, welches ich umgehend kundtat. Was die Herren auch problemlos hätten raten können. Mein Gang wies schließlich ausreichend Schlagseite durch das Tragen eines prall gefüllten Beutels auf. Und drin waren nicht die Frühstücksbrote für die Wachen.
Man sandte mich zu einem Aufzug in Sichtweite. Die Wegbeschreibung dorthin klang beamtenmäßig kompliziert, war aber machbar - ohne einen sicherlich auch vorhandenen Lageplan (Strictly confidential, nur der NSA bekannt). Nach dem Öffnen der gefräßigen Aufzugtür ging es zum Stockwerk der Geldwechsler. Hier im Haus gibt es eine ganze Menge anderer Stockwerke. Darin kümmern sich diverse Leute mit schwerer Mathematik, leichter Politik und manchmal auch einer daraus resultierenden Gallenkolik um das liebe Geld: Dass es nicht zu viel wird und außerdem aus dem Verkehr gezogen wird, wenn die Münzen Schmodder ansetzen oder die Scheine schimmeln.
Zu den Geldwechslern gelangt man durch einen recht dunklen Gang. Neongeflacker, Filzboden und verkümmernde Büropflanzen führen - wie gehabt - zu Verschlägen, hinter denen Menschen mit Eimern sitzen. Die stellen sie in eine Schublade, die zwischen gepanzerter Scheibe und dem gemeingefährlichen Kunden hin- und hergeschoben wird. Zum Eimer stellen die netten Menschen automatisch einen festen Karton. Der sehr nützlich ist, denn in dem Eimer soll nun erst das Ersparte, und mit dem Karton sammelt man das daneben Geschüttete.
Die freundlichen Wechsler haben schon viele lustige Geschichten gehört, erzählen dürfen sie keine leider. Aber wenn der Eimer voll Geld ist, landet dessen Inhalt unter Gekrache und Gebimmel in einer riesigen Maschine. Sie zählt in Sekunden, wofür ich Jahre gespart habe und spuckt am Ende eine Zahl aus.
Die notiert sich die Dame, und los geht ein nicht zu großer Papierkrieg, mit dem ich zugebe, böse viel Kleingeld gebracht und den entsprechenden Gegenwert in Großgeld zurückerhalten zu haben. Das passiert dann tatsächlich auch. Beschwingt und um meine roten Heller erleichtert, rausche ich von dannen. Das nächste Mal sehen wir uns in elf Jahren. Ob da wohl die gleiche Wechslerin noch an der Kasse sitzt?”
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